1: Kurzgeschichte für Kinder

2: Die morgendliche Fahrt ins Büro mit dem Bus

3. Mathe im Wandel der Zeit

4. Pluspunkte in der Liebe

5. Spezialdiät

6. Weihnachten 2001

7. Eine Karriere

 

Kurzgeschichte für Kinder

Es war ein strahlend blauer Tag. Deshalb entschloss sich Patrik entgegen seiner Gewohnheit, mit der Fahrrad nach Frankfurt zu fahren. Ansonsten fährt er diese Strecke von seinem Heimatort, der etwas 15 Kilometer entfernt ist, immer mit der S-Bahn. In Frankfurt wollte er für sein Fahrrad einen Tachometer kaufen, da passte es sicher gut, dass er sein Fahrrad gleich dabei hatte.

Die Fahrt verlief Problemlos. Unterwegs kontrollierte er, ob er auch das Geld dabei hatte, Der Tacho sollte nämlich im Sonderangebot nur 10 Euro kosten. Er hatte das Geld dabei, und zwar in Scheinen, weil man das besser in die Hosentasche stecken kann.

Der Laden befand sich in Bornheim und so fuhr er direkt vor das Geschäft, schloss sein Fahrrad am einem Geländer an und trat ein. Doch die Enttäusche folgte auf dem Fuß. Das Angebot war bereits ausverkauft, so ein Ärger. Und der Verkäufer sagte, dass er auch nicht so schnell wieder mit einem solchen Sonderangebot rechnen könne. Also kehrt Marsch und wieder nach Hause fahren. Aber da der Deal mit dem Tacho sowieso jetzt erledigt ist, könnte man sich für das Geld ja ein Eis gönnen.

Patrik griff in seine Hosentasche und fühlte - nichts. Das Geld war weg. Diebe! Dachte er spontan und grübelte, wie das passiert sein könnte. Da fiel ihm ein, dass er ja sein Taschentuch herausgezogen hatte, weil er leicht erkältet ist. So ein Mist. Doch spätestens als ein zu seinem Rad zurückkam merkte er, dass es nicht sein Tag war. Das Rad war auch weg.

Ohne Geld und ohne Fahrrad in Frankfurt, dass ist ein Alptraum. Was tun ? Da kann man ja nicht einmal telefonieren. Nachdem der erste Schreck verflogen war, kam die Lösung als Geistesblitz. Ich gehe zur Polizei und dort löste sich plötzlich alles in Wohlgefallen auf. Er hatte das Rad an einem beweglichen Absperrgeländer befestigt, was die Stadt aufgestellt und gerade zu dem Zeitpunkt weggeräumt hatte, als Patrik im Laden war. Und weil das Fahrrad daran angeschlossen war, wurde es von dem Räumkommando erst einmal abtransportiert und nach Entfernung des Stahlseilschlosses bei der Polizei abgegeben. Und das Geld war auch plötzlich wieder da. "Es lag direkt neben dem Fahrrad und da haben es die Leute gleich mit abgegeben", erklärte der Polizist. Also gab es zwar kein Tacho, aber er war doch ein guter Tag und man hatte ja was zu erzählen, zum Beispiel diese Geschichte.

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Die morgendliche Fahrt ins Büro mit dem Bus
oder
Was nicht alles getan wird, um die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel zu vermiesen

Es ist ohne Frage eines der letzten Abenteuer, die man im zivilisierten Deutschland bestehen kann. Eine Busfahrt von Seligenstadt nach Offenbach. Verlockend ist die Theorie allemal, den Wagen in der Garage zu lassen, etwas für den Umweltschutz zu tun. Seit der Anbindung an die S-Bahn in Offenbach scheint alles Ideal. Sogar der Fahrpreis kann sich sehen lassen. Doch die Fahrt nach Offenbach mit der Linie 955 ist wohl nur etwas für die Leute, die auch der Tourist Trophic von Camel nicht aus dem Wege gehen würden. Also etwas für Hartgesottene.

Die Manager des RMV* haben buchstäblich nichts ausgelassen, um die Kunden zu vergraulen. Nicht passende Anschlüsse, grundsätzlich immer verspätete Busse und umständliche Linienführung sind Dinge, die auf nicht erledigte Hausaufgaben schließen lassen. Die Planer und Manager sind, der Verdacht liegt nahe, wohl selbst noch nie die Linie 955 gefahren. Doch der Reihe nach:

Besonders schlecht sind die Bewohner von Froschhausen, dem Vorort von Seligenstadt, dran. Sonst müssen die netten Froschhäuser höchstens einmal zur Fastnachtscampagne den Seligenstädtern als Zielscheibe herhalten. Beim RMV* ist dies durchgängig der Fall. Arme Froschhäuser.

Den Versuch, von Froschhausen mit der Bahn ab Seligenstadt nach Hanau, Offenbach oder Frankfurt zu fahren, gelingt schon einmal gar nicht. Der Zug ist immer schon weg, wenn der Bus aus Froschhausen ankommt. Zurück geht auch kaum etwas. Kurios, dass der Bus bei der Rückfahrt überhaupt nicht am Bahnhof vorbeikommt. Das gibt es wohl nur in Seligenstadt. Vor Fahrplanabstimmung hat man noch nichts gehört, oder man will nicht, dass die Bahn benutzt wird. Also bleibt für die Fahrt nach Offenbach und Frankfurt der direkte Weg mit der Buslinie 955.

Der Fall ist einfach nachzustellen. Als Normalsterblicher muss ich zwischen acht und neun Uhr im Büro sein, also müsste ich den Bus nehmen, der kurz nach sieben von Seligenstadt kommend durch Froschhausen fährt. Das ist aber hart und auch wohl zu früh. Also besser, eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten. Doch dann kann es auch wieder knapp werden.

Hat man erst einmal den stets mit Verspätungen kommenden Bus erklommen, darf man sich schon getrost eine Ausrede überlegen, weshalb man den dieses Mal wieder zu spät im Büro erscheint. Fahrplanmäßig kam der Bus in den letzten fünf Jahren nur zwei Mal an!

Schon die Fahr zum nächsten Ort (Obertshausen) dauert je nach Verkehrslage 10 bis 30 Minuten. Der millionenschwere Neubau rund um den Austobahnanschluss Hanau/A 3 brachte Staus ohne Ende. Hat man erst einmal Obertshausen erreicht, spürt man sofort, dass die Stadt Oberthausen regelrecht Bus-unfreundlich ist. Da gibt es auf der Hauptstraße eine Abbiegerampel, die der Bus nehmen muss und nur ganz kurz geschaltet ist. Auch hier kann man bis zu 20 Minuten hängen bleiben. Total unbeweglich, die Leute in Obertshausen, die daran nichts ändern wollen. Nach der Haltestelle Obertshausen muss sich der Bus dazu wieder kurz in einen Stau einordnen, bis er die Rechtsabbiegespur Richtung Offenbach erreicht. Bei dem teueren Straßenumbau im Jahre 1999 hat man hier eine Busspur vergessen und dazu die Strasse nach Offenbach zwar neu gebaut, aber mit ganz engen Fahrspuren und obwohl kein echtes Wohngebiet mit Tempo 30 versehen. Ganz prima!

Wenig später steift man Offenbach Waldhof, eine Landstraße auf der es schnell gehen müsste. Aber drei gegenläufig geschaltete Ampeln (die kein Mensch braucht!) sorgen für ordentliche Behinderung. In Offenbach Bieber dazu ein ganz tolles Ding. Die Haltestelle liegt auf der anderen Straßenseite, der Bus muss also zwei Mal den fließenden Verkehr kreuzen.

Verspätungen gibt es natürlich auch, wenn der Busfahrer Schwierigkeiten mit dem Fahrkartenverkauf hat. Zum Beispiel fährt eine meiner lieben Bekannten (Inge W.) alle zwei Wochen nach Idstein im Taunus: Für den Busfahrer eine echte Herausforderung, die richtige Zielnummer in den Fahrkartencomputer einzugeben dauert da runde drei Minuten. Man merke: Hier kassiert der Busfahrer noch selbst.

Doch ist die S-Bahn am Offenbacher Ostbahnhof erst einmal erreicht, fährt diese zum Glück alle zehn Minuten, positiv, dass es dort kaum Verspätungen gibt, auch wenn dies die verwöhnten Offenbacher völlig anders sehen.

Die Rückfahrt von Offenbach nach Seligenstadt ist viel einfacher, weil der Bus jetzt pünktlich und nicht so voll ist. Eine Besonderheit ist gerade auf dieser Linie, dass man seinen Fahrschein vorzeigen muss und dass man nicht in der mittleren Tür einsteigen darf. Das gibt es sonst bei keiner anderen Buslinie. Hier kann man gut testen, wie freundlich der Fahrer ist. Also gleich den Fahrausweis zücken, sonst gibt's Ärger.

Gleich am Anfang von Offenbach-Bieber wurde als nächster Clou eine Haltestelle direkt vor einer Tankstelle eingerichtet. Bei Westwind wehen da kräftig die Benzinwolken in den Bus.

Wer übrigens aussteigen will, muss einen roten Knopf vorher drücken. Sonst fährt der Bus an der Haltestelle durch. Das passiert schon jedem einmal. Ein Sitzplatz bekommt man in der Regel auch. Sehr eng wird es allerdings, wenn man zu Zweit auf den 2 Mal 45 cm breiten Doppelsitzen Platz nehmen muss. Der hautnahe Körperkontakt ist auch nicht immer angenehm.

Ein besonderer Flop wartet auf die Inhaber von RMV-Jahres- und Monatskarten. Da darf man ab 19 Uhr jeden Tag noch einen Erwachsenen und alle eigenen Kinder mitnehmen. Ganz toll, doch leider fährt ab 19 Uhr kein Bus mehr. Und über die Fahrzeiten am Wochenende schweigt am Besten des Sängers Höflichkeit. (Sonntag gerade mal zwei Fahrten!)

Fazit: Der Umwelt zum Trotz, ohne Auto läuft nichts. Auch wenn die Politiker so tun, als wäre mit dem RMV* alles in Butter. Doch wäre es sicher falsch, klein beizugeben. Ideal, wenn aus Froschhausen von und zu jeder Zugverbindung nach Seligenstadt (oder später einmal in den Rodgau**) ein Bus fahren würde. Leider sitzt man beim VU* offensichtlich zu sehr auf dem hohen Ross, das gemeine Fußvolk ist nicht gefragt. So ist es eben, mit dem öffentlichen Nahverkehr. Von Kundenfreundlichkeit ist man wohl noch Lichtjahre entfernt.

Nachtrag ab Dezember 2003:
Die Busstrecke ist jetzt stark verkürzt worden und fährt von Seligenstadt nur noch nach Obertshausen, nachdem die S-Bahn von Frankfurt jetzt bis in den Rodgau fährt. Es fällt also auch die Fahrt durch Bieber weg. Aber es bleibt trotzdem lustig:
Bespiele: Der Bus fährt ohne Not in Obertshausen weg, auch wenn die S-Bahn verspätet gerade in den Bahnhof einfährt. Mit dem Fahrplan hat der Busfahrer immer noch Probleme, das wird sich auch nicht ändern. Die Fahrt von Seligenstadt (Anne Frank Straße) nach Obertshausen beträgt über die Landstraße 20 Minuten ! Das ist sehr lange, mit dem Fahrrad geht’s genauso schnell, aber nur in die eine Richtung, weil es dann geklaut wird!

*VU = Verkehrsverbund-Untermain

*RMV = Rhein-Main-Verbund – der größte Verkehrsverbund Europas

** = ist ab Dezember 2003 realisiert, wenn auch nicht in der Rodgau, so wenigstens nach Obertshausen.

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